Fast 30 Jahre Kiez-Erfahrung, Star aus RTL2 „Reeperbahn privat“, über hundert Kieztouren im Jahr und jetzt noch zwei zusätzliche Touren – Fabian Zahrt lässt auch in der Krise nicht nach. Seine „Entdeckerin“ Olivia Jones hat ihn für kult-kieztouren.de interviewt.
Olivia: Stell dich doch deinen Gästen mal kurz vor!
Moin! Mein Name ist Fabian Zahrt. Man nennt mich der „za(h)rte Fabian“. Ich bin in achter Generation Hamburger, 48 Jahre jung und feiere dieses Jahr mein 30-jähriges Kiez-Jubiläum.
Olivia: Im Moment sind es ja schwierige und unstete Zeiten. Trotzdem startest du dieses Jahr mit zwei neuen Touren durch. Wie kam es dazu?
Wir hatten die letzten Wochen und Monate ja leider weniger zu tun, als uns lieb gewesen wäre. Aber wenn wir hier auf St. Pauli eins nicht können, dann die Füße still halten – Stillstand ist Rückschritt. Also haben wir die Zeit genutzt und die Köpfe zusammengesteckt. Und aus ersten fixen Ideen sind ganz schnell Pläne geworden und aus den Plänen wirklich gute Events, die auch mit unseren Hygiene- und Sicherheitskonzepten vereinbar sind. Was aber noch viel wichtiger ist: Die neuen Touren zeigen St. Pauli von einer ganz neuen Seite. In so schwierigen Zeiten und nach monatelangem Lockdown brauchen Menschen etwas Neues, einen Tapetenwechsel. Den haben wir hier!
Olivia: Du bist Vollblut-Biker. Wie lange sitzt du schon auf dem Motorrad? Was macht für dich den Reiz aus?
Motorrad fahre ich seit meinem 20. Lebensjahr. Den Führerschein habe ich bei der Bundeswehr gemacht und sitze seitdem auf dem Bock. Motorrad ist für mich eine durchgeknallte Variante, den Kopf frei zu kriegen. Es ist ein Gefühl von Freiheit! Wer noch nie Benzin gerochen hat, die Sonne im Gesicht, den Wind am Körper gespürt hat – der hat noch nicht gelebt. So einfach ist das!
Und gerade in Zeit des Lockdowns kommt das Gefühl von Freiheit oft zu kurz. Auf dem Motorrad hast du die Möglichkeit, dem nochmal komplett zu entkommen und auszubrechen. Da bist du für dich. Da bist nur du, der Asphalt und das Wetter. Mehr brauchst du nicht.
Olivia: Deine Traummaschine?
Harley Davidson Street Glide. Hammer Teil. Eine echte Schönheit und Legende. Auf sowas stehe ich. Aber auf der Tour sind natürlich alle Bikes willkommen.
Olivia: Hamburg erleben auf dem Motorrad – geht das überhaupt?
Hamburg erleben auf dem Motorrad geht hervorragend. Hamburg erleben zu Fuß auf dem Kiez – geht auch hervorragend. Man muss einfach offen dafür sein. Dann erlebt man Hamburg von ganz alleine. Und auf dem Motorrad hast du genau die Attribute, die ich eben genannt habe. Und die schönste Stadt der Welt. Und dazu noch mich als Tourguide. Ich meine, das sind drei von drei möglichen Punkten. Mehr geht nicht.
Olivia: Welche Highlights erwarten deine Gäste auf der Motorradtour?
Wir nehmen natürlich die wichtigsten Highlights mit: Die ehemalige Speicherstadt, heute Hafen City, da habe ich meine Lehre gemacht. Da gibt es Geschichten von früher, wie das Leben damals in Hamburg und in der Speicherstadt war. Außerdem gehts Richtung Fischmarkt, wo heute die ganzen Schickimicki-Restaurants sind. Henssler und Co. Früher war da aber eigentlich der Straßenstrich, wo die alten Hafennutten standen, um sich den Freiern anzubieten. Da habe ich einiges zu erzählen. Und selbstverständlich werden wir da übers Kopfsteinpflaster knattern, bis es im Schritt ordentlich kitzelt. Und wir sind auf und abseits des Kiez‘ unterwegs. Elbphilharmonie, Landungsbrücken, Fischmarkt, St. Pauli. Und alles in 120 Minuten— mit mir! Was willst du mehr?
Olivia: Deine abenteuerlichsten Erlebnisse auf dem Moped?
Vor zwei Jahren bin ich mit einem Freund an die Ostsee gefahren. Wir sind schön über die Landstraßen mit 100/ 110 km/h und keine 20 Meter vor uns brechen plötzlich zwei Rehe aus dem Wald hervor und direkt über die Straße. Wir haben sie gottseidank nicht erwischt! Das war einer meiner größten Adrenalin-Momente. Und natürlich Sex auf dem Bock! Auf. Nicht mit. Um das mal klar vom Wildunfall abzugrenzen. Und nicht während der Fahrt, aber auch auf einem stehenden Bike das musst du erstmal hinkriegen ohne umzukippen.
Olivia: Schöne Überleitung, denn wo wir gerade bei außergewöhnlichen Momenten und Sex an ungewöhnlichen Orten sind – deine zweite Tour bietet Einblicke der ganz anderen Art. Erzähl mal…
Meine zweite Tour fängt in einem SM-Keller auf St. Paulis legendärem Transenstrich an, geht durch den SM Keller und hört auch im SM Keller wieder auf. Da ich einige Erfahrungen im SM-Bereich habe, würde ich den Menschen gerne mal was mitgeben. Nämlich das Sex nicht nur einfach küssen, blasen, lecken, reinstecken und „War’s für dich genauso schön wie für mich?“ sein kann. Es gibt da noch mehr. Und das können wir dann erkunden und erleben bzw. Erfahrungen sammeln. 50 Shades of Grey ohne Schischi.
Olivia: Du hast nicht nur einiges an Erfahrung im SM-Bereich – du bist sogar „gelernter DOM“. Wie gerät man denn als Sohn einer angesehenen Hamburger Senatoren-Familie in die Szene?
Ich glaub, ich hatte Glück (lacht). Sonst wäre mein Leben langweilig geworden. Was soll ich sagen? Das Leben schreibt komische Geschichten. Meine Geschichte ist die: Ich habe eine Frau mit ungewöhnlichem Job kennengelernt und bei ihr dann im SM-Studio als Wirtschafter gearbeitet und die ganze Sache super interessant gefunden. Da haben so viele professionelle Damen gearbeitet. Also hab ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich ausbilden lassen. Ich hab dann ziemlich schnell gemerkt, dass das was für mich ist. Es hätte auch nichts für mich sein können, dann hätte ich es nicht gemacht. Aber der liebe Gott wollte es so und nun mach ich es so. Das hat, glaube ich, nichts mit dem familiären Hintergrund zu tun, sondern einfach nur mit Freude am Leben, dem Wunsch nach Abwechslung und der eigenen Neigung.
Olivia: Waren das auch deine ersten Schritte im Milieu oder wie bist du da gelandet?
Die ersten Schritte habe ich bereits 1991 auf dem Kiez gemacht, angefangen als Türsteher. Aber im SM-Bereich waren es natürlich die intensivsten Schritte. Und als mir meine Freundin gesagt hat, dass sie einen Wirtschafter für ihr SM-Studio braucht, dachte ich: „Schau’n wir mal!“. So habe ich das dann ein Jahr lang gemacht. Und inzwischen sind fast 30 Kiez Jahre. Verrückt, oder?
Olivia: Wieso war nach einem Jahr im „Puff“ Schluss?
Naja, der Puff wurde hochgenommen vom Zoll. Ich hatte gottseidank die Tage frei und danach war er Puff zu – da bin ich also wieder raus und habe danach den Anschluss verpasst.
Olivia: Deine „(S)Expertise“ ist dir aber trotzdem geblieben. Müssen sich deine Tourgäste entsprechend warm anziehen?
Ich sag mal so: Man sollte sich nicht die Hose mit der Kneifzange anziehen, wenn man mit mir auf Tour geht. Da wird Tacheles geredet. Ich nenn das Kind beim Namen. Man kann mich auch alles fragen, aber Vorsicht! Manchmal stellt man eine Frage und will die Antwort gar nicht wissen. Aber aus der Nummer lass ich euch dann nicht raus – wenn ihr die Frage gestellt habt, kriegt ihr auch die Antwort.