Die Nutella-Bande ist eine der bekanntesten und berüchtigtsten Gruppierungen des Hamburger Rotlichtmilieus der 1970er und 1980er Jahre. Der Name entstand in der Boulevardpresse und spielte auf das junge Alter und das vergleichsweise glamouröse Auftreten ihrer Mitglieder an. Hinter dem harmlos klingenden Spitznamen verbarg sich jedoch eine skrupellose Organisation, die um Macht und Kontrolle auf St. Pauli kämpfte.
Die Mitglieder: Charisma und Härte
Die Nutella-Bande war durch eine Mischung aus Charme und Härte gekennzeichnet. Zu den bekanntesten Mitgliedern zählten Klaus Barkowsky, auch bekannt als „Lamborghini-Klaus“ oder „der schöne Klaus“, sowie Thomas Born, berüchtigt als „Karate-Tommy“. Barkowsky, mit seinem auffälligen Stil und seinem roten Lamborghini, verkörperte die glitzernde Fassade des Kiezes. Born hingegen war der Mann fürs Grobe, dessen Kampfsporterfahrung ihm sowohl Respekt als auch Furcht einbrachte.
Die Organisation bestand aus jungen Männern, die oft als stilvoll und gewieft beschrieben wurden, jedoch keine Skrupel hatten, Gewalt anzuwenden, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen ging. Ihre Stärke lag in der Loyalität der Mitglieder zueinander sowie in ihrer strategischen Vorgehensweise, durch die sie ihre Gegner häufig übertrafen.
Die Blütezeit der Bande
Die Nutella-Bande kontrollierte in ihrer Hochphase große Teile der Bordelle und Straßenprostitution auf St. Pauli. Ihre Einnahmen stammten hauptsächlich aus Schutzgeld, Prostitution und den Einnahmen aus Bars und Nachtclubs. Besonders in den 1970er Jahren war die Gruppe eines der mächtigsten Netzwerke im Hamburger Rotlichtmilieu.
Die Mitglieder der Nutella-Bande galten nicht nur als einflussreich, sondern auch als schillernde Persönlichkeiten. Sie pflegten ein glamouröses Image, das durch teure Autos, auffällige Kleidung und ein Leben im Luxus untermauert wurde. Gleichzeitig nutzten sie ihr Charisma, um Frauen für sich zu gewinnen und ihre Geschäfte auszuweiten.
Konflikte und Konkurrenz
Der Wiener Peter galt zu seiner Hochphase als eine der mächtigsten Figuren des Hamburger Kiezes. Doch sein kompromissloser Führungsstil zog auch die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich. 1986 wurde er verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Verbindungen zu zahlreichen Morden und seine Rolle als treibende Kraft hinter den blutigsten Konflikten des Kiezes machten ihn zu einem der bekanntesten Straftäter der deutschen Kriminalgeschichte.
Nach 15 Jahren Haft wurde der Wiener Peter im Jahr 2001 entlassen. Gerüchten zufolge zog er sich nach seiner Freilassung nach Ibiza zurück, wo er heute ein zurückgezogenes Leben führt. Trotz seines Rückzugs bleibt sein Name untrennbar mit der dunklen Geschichte von St. Pauli verbunden.
Die Legende des Wiener Peter
Wie viele andere Gruppierungen des Rotlichtmilieus hatte auch die Nutella-Bande mit Konkurrenz und internen Spannungen zu kämpfen. Rivalitäten mit anderen Organisationen wie der GMBH führten zu Machtkämpfen, die oft mit Gewalt ausgetragen wurden. Trotz ihres Erfolgs blieb die Bande nicht von Konflikten verschont, die sie immer wieder herausforderten.
Ein bekanntes Beispiel war der Mord an Chinesen-Fritz, einem einflussreichen Zuhälter, der von Mitgliedern der Nutella-Bande ausgeschaltet wurde. Diese Episode verdeutlichte die brutalen Methoden, mit denen die Organisation ihre Machtposition aufrechterhielt. Solche Ereignisse trugen jedoch auch zur Aufmerksamkeit der Polizei bei und erhöhten den Druck auf die Bande.
Der Niedergang der Nutella-Bande
Die 1980er Jahre brachten tiefgreifende Veränderungen im Hamburger Rotlichtmilieu. Die Angst vor AIDS führte zu einem Rückgang der Prostitution, und der zunehmende Handel mit harten Drogen wie Kokain veränderte die Dynamik auf dem Kiez. Die Nutella-Bande, die stark von den klassischen Einnahmequellen des Milieus abhängig war, geriet unter Druck.
Zudem kam es zu internen Spannungen, da einige Mitglieder versuchten, neue Geschäftsmodelle zu erschließen, während andere an den traditionellen Strukturen festhielten. Polizeiaktionen, Verhaftungen und die zunehmende Überwachung durch die Behörden trugen schließlich dazu bei, die Organisation zu zerschlagen.
Die Nutella-Bande im Rückblick
Trotz ihres Niedergangs bleibt die Nutella-Bande ein fester Bestandteil der Geschichte von St. Pauli. Sie verkörpert den Aufstieg und Fall des Hamburger Rotlichtmilieus in einer Zeit, die von Glamour, Macht und Gewalt geprägt war. Die Bande wurde nicht nur durch ihre Brutalität, sondern auch durch das Charisma ihrer Mitglieder und ihren Lebensstil bekannt. Ihr Name ist bis heute ein Synonym für eine Ära, in der das Rotlichtmilieu St. Pauli beherrschte.
Die Geschichten rund um die Nutella-Bande, ihre Mitglieder und ihre Taten sind auch heute noch faszinierend. Sie zeigen die Ambivalenz eines Viertels, das sowohl von schillernden Persönlichkeiten als auch von dunklen Geheimnissen geprägt ist.
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